Seite:Braunschweig Lüneburg (Merian) 013.jpg

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die decimas entrichten müssen. Vnd ob zwar dessen Enkel Keyser Lotharius / Hertzog Ludolfen zu Engern / deß Wedekindi Magni pronepotem zum Hertzogen zu Sachsen gemachet / deme in der Regierung nachgefolget sein Sohn Hertzog Otto der Grosse / Hertzog Heinrich der Finckeler / vnd Hertzog Otto / hernacher Römischer Keyser / So hält doch Cranzius davor / daß besagten Hertzog Ludolffen / vnd dessen Nachkommen Hertzog Otten vnd Hertzog Heinrichen / vornemblichen Ober-Sachsen bey Thüringen / nicht aber die Nieder-Sächsische Länder anvertrawet gewesen. Es seyn aber dieses nur Gedancken / die man anjetzo dahin stellet / Daran ist nicht zu zweiffeln / daß bemelter Hertzog Otto gantz Sachsen inne gehabt / vnd es vff seinen Sohn / Heinrich den Finckeler verfället / welcher dann dieses Hertzogthumb am ersten mit freyer Gewalt / wie Witechindus lib. 1. meldet / behrrschet / vnd es erb- vnd eigenthumblich zu machen angefangen: Dieses Hertzogen Heinrichen Sohn / Hertzog Otto / der erste Römische Keyser deß Nahmens / hatte in seinen Diensten einen / Nahmens Herman / nicht eines Bawren oder sonsten armen Mannes / (wie etliche davor halten / von dem Meibomio aber in seinen Vindiciis Billingiamis gründlich widerleget worden) sondern eines Graffen oder Herrn Sohn / welches Herman Vatter zum Stubbeckeshorn / in der Vogtey Solkow / Fürstenthumbs Lüneburg / gewohnet / vnd daselbst seine Güter gehabt / Als nun der Keyser gesehen / daß der Ort deß SachsenLandes gegen Mitternacht gelegen / anjetzo Holstein / vnd ein Stück deß Fürstenthumbs Lüneburg / mit vielen barbarischen vnglaubigen Völckern / als den Nordmannen / der Dänen / Schlauen vnd Wenden vmbgeben / vnd dahero Gefahr / sonderlich in seinem Abwesen vnterworffen / massen dann diese Barbarische Völcker vnterschiedene Einfälle in selbige Oerter gethan / vnd übel darinn gehauset / ist Er dahin bedacht gewesen / wie Er dem Vatterlande hierunter behülfflich erscheinen / vnd es vor solcher Gefahr vnd Vberfälle beschützen möchte / hat demnach obbesagten Herman / dessen Trewe / Fleiß vnd Verstand Ihm bekant / gestalt Er Ihn vorhin zu einem Richter / oder Burggraven in der Statt Magdeburg gebrauchet / zu einem Regenten oder Statthalter (wie man jetzo redet) in obbesagtem Theil deß SachsenLandes gemachet / vnd Ihm dessen Beschütz- vnd Verwaltung / als Er / der Keyser / wegen angelegener Reichs Notturfft in Italien reisen muste / anbefohlen / auch darneben als einem getrewen Diener / ein gut theil Landes zu Erb- vnd eigen gegeben. Nach deme nun der Keyser nach verrichteter Sachen / auß Italien wieder in sein Vatterland angelanget / vnd dieses seines hinterlassenen Statthalters Trew / Fleiß vnd Auffrichtigkeit in seinem anbefohlenen Ampt vernommen / vnd sich darauff zugetragen / daß der Keyser abermal in Italien reisen müssen / hat Er obegemelten Herman Billing zu einem Hertzogen in Nord-Sachsen gemachet / vnd Ihme das jetzige Fürstenthumb Lüneburg vnd Lawenburg / auch ein theil Holstein übergeben / Anno Christi 966.

Auff diese weise ist nun das Sachsen-Land vertheilet / vnd ein absonderliches Hertzogthumb / in sich begreiffende ein theil von Holstein / das jetzige Nieder-Sächsische / vnd ein stück vom Lüneburgischen Land / darin auffgerichtet worden / welches von diesem Hertzog Herman / vnd nach seinem Tode von seinen Nachkommen / Hertzog Bruno / Bernharden / Artolfen / vnd Magnussen (welche den Titul vnd Nahmen der Hertzogen zu Sachsen behalten / vnd geführet) regieret worden. Dieser Hertzog Magnus hat mit seiner Gemahlin Sophien / König Geisten in Vngern Tochter / zwo Töchter erzeuget / Fräwlein Elicken / so Graff Otten von Ballenstett vnd Anhalt / dem Reichen genant / vnd Fräwlein Wulfhilden / welche Hertzog Heinrich in Bayern / dem Schwartzen genant / vermählet worden. Er ist im Jahr Christi 1106. nicht in deß Keysers Gefängnüß / wie ohne grund von etzlichen geschrieben wird / sondern zu Hause in dem Seinigen / mit Tode abgangen / vnd weil Er keine Männliche Erben hinterlassen / auch in deß Keysers Vngnade gefallen / so hat Keyser Heinrich der Fünffte / Luthern / oder Lotharium,

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Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_013.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)