Seite:Braunschweig Lüneburg (Merian) 206.jpg

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Friede / strebte nach Einigkeit / vnd regierte in guter Ruhe / war im Fried vnd Kriegssachen sehr berühmt / dahero Er bey vns vnd vnsern Nachkommen vor einen Vatter deß Vatterlandes muß gehalten werden / dieweil Er die seinigen mannlich verthädiget / vnd als ein starcker Held beschützete; schewete hierunter keiner Gefahr / noch sein Leib vnd Leben für die Gerechtigkeit in die eusserste Gefahr zusetzen. Vnd damit ich auffs herrlichste von ihm rede / bey seinen Zeiten fürchtete das Landvolck ihren Landesfürsten nicht / litte auch von keinem gewaltthätigen einige Vberlast vnd Trangsal / sondern ein jeder genoß deß seinen mit gutem Frieden. Darumb vnd wegen deß lieben Frieden / den Er der Kirchen wiederbracht / wir Ihme billig wünschen / daß Er in gutem Frieden im HERRN schlaffen / vnd der ewigen Seligkeit geniessen möge.

Im Jahr Christi 1139. fast mitten im September / starb Hertzog Heinrich zu Beyern vnd Sachsen / Keyser Lotharii Eydam / mit dem Zunahmen der Hoffärtige. Man hielt es davor / ihme wäre von seinen Widerwertigen ein gifftiger Trunck beygebracht / der ihme das Leben genommen. Er hat bey seinem Leben dem Closter Königslutter eine Mühle / gegen Mitternacht gelegen / verehret vnd zugeeignet. Nach seinem seligen Hintritt / ward er von Quedlinburg / da er seinen Geist auffgeben / nach Königslutter gebracht / vnd daselbst Keyser Lothario an die lincke Seiten beygesetzet.

Im Jahr 1141. starb Fraw Richse oder Richense / geborne Hertzogin zu Sachsen / Keyser Lotharii hinterlassene Wittwe / vnd ward gen Königslutter geführet / vnd neben dem Keyser / ihrem Herrn vnd Gemahl / zur rechten Seiten gar prächtig zur Erden bestattet. Dem Closter Königslutter ist sie sehr geneiget gewesen / vnd hat insonderheit ein Vorwerck mit fünffzehen Hueffen Landes / vnd einer Mühlen / von einem Canonico zu Goßlar / Sidagus genant / mit hundert vnd fünffzig Pfund Silbers an sich erkaufft / vnd dem Closter / zu Vnterhaltung deß täglich daselbst sich vermehrenden Convents / mildiglich verehret. Diese Donation hat Heinrich der Löwe / wie er seine mündige Jahre erreichet / als deß Closters Edler Voigt / mit Brieff vnd Siegel bekräfftiget. Dabey sind an vnd über gewesen Arnoldus, Abt zum Berge vor Magdeburg / vnd Ecbertus zu Hujesburg / vnd etzliche Edle Herren / deren Geschlechter nicht außgetrucket werden.

Als aber Hertzog Heinrich der Löwe hochgedacht zu völliger Regierung kommen / hat Er seines Herrn Großvattern / Keyser Lotharii, vnd seines Herrn Vatters / Hertzog Heinrichen deß Hoffärtigen genant / Exempel zu folge / dem Closter Königslutter viel Gutthat bewiesen.

Erstlich hat Er ihme gegeben etzliche Güter zu Indeleren gelegen / werden benantlich nicht angezogen.

Im Jahr Christi 1147. gab Er ihm ein Vorwerck / Walesberg genant / neben einem Gehöltze dabey / daneben neun Hueffen Landes / zu Cletlingen belegen / vnd einen Berg / den Hertzogen Berg / so hart daran stosset. Der Brieff ist datirt zu Quedlinburg / im obgemelten Jahre / den 5. Novembris.

Der Zehendte auffm Felde vor Lutter / war von Alters hero der Kirchen zu Halberstatt zuständig / denselben hatte an sich bracht Graff Albrecht zu Werningeroda / vnd einen von Hertzog Heinrichs deß Löwen Hoffdienern / mit Nahmen Richenso / damit belehnet / Aber Abt Eberhard zu Lutter erhielt bey dem Graffen vnd seinem Lehnmann Richenso / so viel / daß sie den Zehendten Bischoff Vlrichen zu Halberstatt /

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_206.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)