Seite:Braunschweig Lüneburg (Merian) 252.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

auch bey dieser Statt gute Weiden vnd Wiesenwachs / dabey allerley groß vnd klein Vieh erzogen vnd erhalten werden kan. Das Schloß ist ins gevierdte erbawet / aber bey gewährtem Kriegswesen sehr ruiniret worden / liget nach dem Abendwerts an der Weser / also daß der Fluß an die Mauren rühret / mit den andern seiten aber / als ins Osten vnd Süden / liget es nach der Statt zu / hat außgefütterte tieffe vnd breite Graben / dazu einen zimlichen starcken Wall / commendiret / als ein Castel / guten theils die Statt vnd Weser / vnd ist mit guten metallinen Stücken vor dem Kriegswesen wol versehen gewesen. Die Statt ist gleichfalls mit zimlich starcken Wällen / vnd theils mit gedoppelten Graben / vnd verschiedenen Aussenwercken vmbgeben vnd befestiget / hat auch vor diesem eine beständige vnd wolerbawete Brücke über die Weser gehabt / also daß es ein Hauptpaß an selbigem Strom gewesen / dadurch die Gewerbschafft vnd Handelung in Westphalen / hingegen von dannen wiederumb in die Sächsische Craise gangen / Inmassen dann viel Handthierung vnd Kauffmanschafft / sonderlich mit Korn / Wolle / Flachs / Honig / Wachs / feisten Wahren / vnd allerhand feisten vnd magern Viehe / biß das leidige Krieges-Vnwesen dazu kommen / zu Wasser vnd Lande daselbst getrieben worden. Es gehet zwar dergleichen Handelungen annoch zimlich im schwang / daneben auch die Bürger von dem Ackerbaw vnd der Viehezucht ihre Nahrung haben. Es hat die Statt eine feine hohe / breite / vnd nach der länge außgeführte gewölbete Kirche vnd Gotteshauß / welches mit feinen Ornamenten gezieret / darin auch vnterschiedliche Grafen zur Hoya / insonderheit Graff Jobst / vnd der letzte Graff Otto / besage der epitaphiorum vnd Monumenten / so sich daselbst befinden / in einem vnter der Erden außgeführten Gewölbe begraben ligen. Bey dieser[1] Pfarrkirche ist die Superintendentur / deren Inspection die Kirchen der Nieder-Graffschafft Hoya vnterworffen / verordnet.

Welcher gestalt die Religion daselbst / vnd folgends in der gantzen Graffschafft / von den Päpstischen Irrthümben erläutert / wird von Hermanno Hamelmanno in Historia Ecclesiastica renati Evangelii in comitatu Hojensi mit mehrem beschrieben.

Selbiges Fürstl. Hauß / Statt vnd Ampt Nienburg ist auch / als ein Weserpaß / in währendem blutigen Kriege sehr inquietiret worden / Massen die Königl. Mayest. in Dennemarck den 13. Augusti / Anno 1625. durch eine entreprise, das Fürstl. Hauß vnd Statt occupiren / vnd den Obristen Isaac Lardin von Limbach / bey die 3000. Mann zu Fusse herein logiren / vnd darauff neben Vehrden bey der Huede / zwischen der Aller vnd Weser / die gantze Armee posto fassen lassen / vnd daselbst sich gesetzet / vnd eine Schiffbrücke so fort über die Weser / der Intention / Nienburg auff einer seiten sich zu versichern / schlagen lassen. Worauff dann der Keyserl. vnd Ligistischer General Graff von Tilly mit der Armee gefolget / vnd den 23. Augusti ejusdem anni, die Nienburg mit 30000. Mann zu Fuß / vielen schweren Stücken / vnd über die 9000. zu Pferde / realiter belagern / vnd beschiessen lassen / vnd als der besagter Ligistischer General Tilly eine halbe Meile oberhalb Nienburg / bey einem Dorffe Lesering genant / eine Schiffbrücke machen / dieselbe auff beyden seiten mit starcken Reduten versehen / vnd darauff etliche Regimenter zu Pferde hinüber gehen lassen / ist der berühmter Soldat / vnd Königl. General Leutenant / Herr Michael von Obentraut / mit der Königl. Cavallerie so fort darauff gangen / die Keyserl. Völcker / so für der Brücken gestanden / theils über die Brücken / auch theils neben her durch die Weser passiren / darauff die Wercke für der Brücken belegen / mit Reutern vnd Tragounern zu Fusse anfallen / die Tillische Wache vnd Fußvölcker auch so fort über die Brücken geschlagen / vnd die Brücke anzünden / vnd biß auff das Wasser abbrennen lassen / welches dann den Königl. zu solchem

Anmerkungen

  1. Vorlage: diese
Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 161. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_252.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)