Seite:Braunschweig Lüneburg (Merian) 262.jpg

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Pattensen oder Pattensheimb.

Diese Statt ligt im Fürstenthumb Calenberg / zwischen der Fürstl. Residentz-Statt Hannover / vnd dem Fürstlichen Hause Calenberg / fast in der mitte / an einem an Acker vnd Wiesen sehr fruchtbaren Orte / vnd platten Felde / hat gegen Osten das Fürstl. Ampt Coldingen / vnd besser hin die Leine / gegen Wetsen den Diesterwald. Vor der in anno 1519. Hildesheimbschen Fehde / ist sie mit Landwehren / Wall / Grafft / Thürnen vnd Mauren / wie auch an der Westseiten mit einem angelegenen Morast fest gewesen / nachmals aber davon abkommen.

Die Bürger nehren sich meistentheils vom Feld- vnd Ackerbaw / Viehezucht / Brawen vnd Handwercken / sind auch verschiedliche freye Adeliche vnd Bürgersitze darinnen / vnd ist herumb der Ackerbaw an allerhand Getreydig köstlich gut vnd außträglich.


Pleckede / oder Bleckede.

Ein Fürstlich Lüneburgisches Ampthauß / sampt einem Flecken dabey / an dem Elbstrom / 7. Meilen oberhalb der Statt Hamburg belegen / in einer feinen ebenen gegend. Alte Leute berichten / daß dieses Schloß / inmassen sie von ihren Vorfahren gehöret / anfangs ein Raubschloß gewesen / wie an dem dicken vnd starcken Thurn / so daselbst annoch verhanden / auch etlicher massen abzunehmen. Da dann die Einhabere ihren bey sich habenden Leuten / deren sie sich zu ihrer Beschützung / oder auch zum Raube gebrauchet / etzliche Plätze vnd Oerter vor dem Schlosse eingethan / darauff zu bawen. Welche sich hernachmals vermehret / andere dazu gebawet / vnd also ein Stättlein oder Flecken darauß worden.

Das Gebäw deß Hauses / daran vor Zeiten der Thurn das vornehmste stück gewesen / hat Hertzog Ernst zu Braunschweig Lüneburg / im Jahr 1600. verbessern / auch an der einen Seiten ein newes Hauß / mit Gemächern vnd einem lustigen Saale setzen lassen. Es seyn aber solche Gebäwe bey dem Kriegswesen sehr verdorben. Von anfangs ist das Hauß mit einem geringen Wall vnd Wassergraben vmbgriffen gewesen / hernachmals haben die darauff gelegene Keyserliche / vnd insonderheit Königliche Schwedische Völcker / den Wall Manns hoch erhöhet / eine Brustwehr darauff gesetzet / vnd fast ins vierdte geleget. Inmassen dann dieses Schloß bey währenden letzten Kriegen / als ein vornehmer Paß an der Elbe / zu verschiedenen mahlen von den kriegenden Theilen eingenommen / vnd zu letzt von den Königl. Schwedischen Völckern eine zimliche Zeit besetzet gehalten / biß Sie es im Jahr 1650. entlediget.


Polle.

Dieses Fürstliche Calenbergische Ampthauß ist sehr lustig gelegen / vff einem hohen Hügel / hart an der Westseiten deß Weserstroms / eine Meile über der Statt Bodenwerder / ist ein wolverwahrtes Berghauß gewesen / weil es in diesen vergangenen Kriegszeiten zu verschiedenen mahlen in frembde Hände gerahten / vnd von den Herren Hertzogen zu Braunschweig Lüneburg recuperiret / darüber sehr devastiret vnd verwüstet worden.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 168. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_262.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)