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     Meliore und Apone


Ruhig steht mit seinem Buche
Schon Meliore auf der Straße,
Vor dem Haus der hohen Schule
Auf die Mitgenossen harrend.

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Er bedenkt die tiefsten Punkte,

Die Apone vorgetragen,
Wünscht ihm eine leichtre Zunge
Und sich schärfere Gedanken.

Daß die Welt aus Gott entsprungen,

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Und doch nicht von ihm erschaffen;

Daß Gott sei im Mittelpunkte,
Wo auch nichts sei und doch alles –

Dieses scheint ihm höchstens dunkel;
Aber da er Apo fragte,

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Sprach der Lehrer: „Es war dunkel,

Da das Licht noch war im Schaffen.

Bildend in den Kreaturen,
Hatte es nicht Zeit zu strahlen;
Also sei es dir kein Wunder,

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Daß es noch bei dir nicht taget.


Fühlst du erst die Macht des Dunkels,

Dann magst du nach Licht recht schmachten,
Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_026.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)