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Und es krönet Gottes Mutter

Schon Meliore mit dem Kranze,

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Und Biondettens Lied verstummet,

Bitter weinet Rosablanke.

Ihr zum Herzen hingedrungen
Sind die Fluten des Gesanges,
Ihr im Busen ist entsprungen

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Eine Quelle des Verlangens.


Und der Tränen Flut wird suchen
Stets die Fluten des Gesanges,
Bis sie einst durch Gottes Wunder
Selig ineinander fallen.

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Doch nun eilet mit den Blumen

Nach dem Kloster Rosablanke,
Weil von Schülern dicht umrungen
Apo sich der Linde nahet.

Er mag gern mit seinem Zuge

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Durch Biondettens Straße prangen,

Und sie bei dem nahen Turme,
Wo er hauset, stolz entlassen.

Ernsthaft mit gezognem Hute
Folgt die Schar dem finstern Manne;

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Vom Altare springt herunter

Schnell Meliore, ihn erwartend.

Nahet nach demütgem Gruße
Ruhig dann dem finstern Manne.
„Daß ich heut versäumt die Schule“ –

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Spricht er – „muß ich leider klagen.


Ungeduldig, ohne Ruhe,

Konnt ich nicht die Zeit erwarten,
Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_032.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)