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     Rosablanka und Biondetta


Nieder auf Bolognas Gassen
Brennt die volle Mittagssonne,
Und aus hohen Schloten wallen
Weiß des dichten Rauches Wolken.

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In den Kellern klimpern Flaschen,

Und auf kühlem Marmorboden
Wird mit silbernem Gerassel
Schon des Reichen Tisch geordnet.

Suchend hie und da den Schatten,

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Schleichen von der Klosterpforte

Auch die Bettler zu dem Mahle,
Mit dem vollen Suppentopfe.

Und der Ochse lauscht am Wagen,
Wiederkäuend in der Sonne

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Einsam auf dem heißen Markte,

Auf das Plätschern hoher Bronnen.

Aber in der Linde Schatten,
Wo die fromme Tänzrin wohnet,
Scheint der Mittag selbst entschlafen

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An dem lieben, stillen Bronnen.


Leis umgrast von seinem Lamme

Auf dem dicht berasten Boden
Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_036.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)