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Er kann auch die Worte drehen
In der Kirch und vor dem Richter.

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Er, der die Parteien hetzet,

Um sie künstlicher zu schlichten,
Als wenn ich ein Bein verrenkte,
Um es wieder einzurichten.

Ihn, der naseweis sich stellet

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In der Faktionen Mitte,

Werden einst die Schweine fressen
Weil er sich der Kleie mischet.

Du bist von ihm angestecket,
Dem juristischen Philister,

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Der verachtend meine Lehre

Im lateinschen Stalle mistet.

Doch die Gieremei werden
Einst verfluchen seine Listen,
Und die Lambertazzi werden

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Einst bereuen seine Pfiffe.


Und ihr Streit wird dann erst enden,
Wenn in seines Herzens Mitte
Ihre Klingen sich begegnen,
Einen ewgen Frieden stiftend!“

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Und Meliore spricht: „O Lehrer,

Übel bleibst du bei der Klinge;
Um mich bitterer zu treffen,
Willst du meinen Bruder schimpfen!

Ungerechter, den gerechten

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Bruder du statt meiner schimpfest,

Denn du träfst auf den Unrechten,
Schimpftest du ihm zu Gesichte!

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_067.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)