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Doch der Herr sitzt manchmal unten
Und die Diener stehen oben!

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Sterne, ich bin euch verbunden,

Ich hab mich mit euch verwoben,
Und ich kenne eure Stunden,
Lasse euch nicht warten droben.

Auf der Erde gehn die Dummen,

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Wissen nicht, was ihr nur wollet,

Doch ich kenne eure Summen,
Ja, ich weiß auch, was ihr sollet!

Halb nur sind die Kreaturen,
Denen Gott die Stirn erhoben

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Und die göttlichen Naturen

Nicht erkennen, die da droben.

Als der große Geist des Grundes
Wollte überm Lichte wohnen,
Überschlug er sich im Sturze,

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Und das Schwere ward geboren.


Und das Leichte muß sich suchen,
Daraus ward das Licht geboren;
Schweres Dunkel war nun unten,
Leichtes Licht, das schwebte oben.

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Und das Schwere war umrungen

Von dem Leichten, und es rollet,
Bis geboren war das Runde,
Das unendlich ist geformet.

Da das Licht dazu gedrungen,

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Ist das Feuer aufgelodert,

Hat mit seiner bösen Zunge
Schnell das Wasser hergelocket.

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_093.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)