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Und aus dieses Kampfes Schwunge
Ward der Raum zur luftgen Woge,

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So daß, wenn der eine zucket,

Wird der andre angestoßen.

Und dem Kampfe ist entsprungen,
Was hienieden irdisch wohnet,
Was da droben himmlisch rundet,

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Was im Ganzen göttlich thronet.


Der gespalten, was verbunden,
Ist der Geist zum Fleisch geworden,
Aber Fleisch war eine Zunge,
Und die Zunge ward zum Worte.

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Und der Mensch, der irdisch fußet,

Suchet seinen Gott im Hohen,
Der doch ist im Mittelpunkte
Und ihn reißet zu dem Boden.

Doch ich habe ihn gefunden:

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Er der all den Streit erhoben,

Der gestört die tote Ruhe,
Ihm ist diese Welt entsprossen.

Er trägt mich mit festem Grunde,
Er hat mich aus Staub geboren,

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Und die Sterne, die nicht ruhen,

Ziehn mich neidisch auf im Zorne.

Adam aus dem Erdengrunde
Ward als Geisel ausgeboren,
Und das Licht gab einen Funken

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Als ein Unterpfand von oben.


Erde, feste Burg gerundet,
Schwebest in des Lichtes Wogen

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_094.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)