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Sicher, wie kein Schiff in Fluten,
Wie kein Kind im Mutterschoße.

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Denn es sitzt am Steuerruder

Selbst des Lichts unehl’che Tochter,
Die Philosophia schlummert
Nie, und hält das Richt’ge oben.

Und Astronomia suchet

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Rastlos an dem Himmelsbogen

Und dem Kompaß; alle Stunden
Geht die Welt nach ihren Polen.

Medizina heilt die Wunden
Mutig ringend mit dem Tode,

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Und Magia hat des Sturmes

Flügel und des Windes Rosse.

O Magia, du des Dunkels
Schwarze, lichtentsprungne Tochter,
Du allein genügst zum Schutze,

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Mag das Licht auch ewig toben!


Doch zum frechen Überflusse
Hat der Erdgeist auch geboren
Flaggen jeglicher Naturen,
Die allfarbgen Religionen.

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Wenn das Schiffsvolk steht und murret

Und nicht trauet dem Piloten,
Wird die Flagge aufgewunden,
Und Begeistrung strahlt die Sonne.

Plagt die Krankheit und der Hunger,

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Und das Wasser ist verdorben,

Da souffliert der Erdgeist dunkel,
Und sie beten, die Kujonen!

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_095.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)