Seite:Brentano Romanzen vom Rosenkranz 100.jpg

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Schluckt das Feuerkorn mit Hunger,
Das ihn brennt wie glühe Kohlen,

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Seine Flügel schon erfunkeln

Und die roten Augen rollen.

Seine Sichel sprühet Funken,
Sein Metallgefieder lodert,
Plötzlich beide Flügel zucken

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Breit hinaus mit heftgem Tone.


Und er greift ganz ungeduldig
Nach dem schwarzen Feuerhorne,
Setzt es an am dunklen Munde,
Lenkt hinaus es zu dem Loche.

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Setzt den Hahn bereit zum Fluge

In das weite Maul des Hornes,
Der wie eine Feuerzunge
Durch die Luft stürzt aus dem Horne.

Apo läßt die Feuerrufe

250
Durch die klare Nacht hindonnern,

Und auf des Theaters Kuppel
Fliegt der Hahn, die hell auflodert.

Feuer! Feuer! schreit man unten,
Und die Hörner schreien oben,

255
Hoch die Glocken gehn im Sturme,

Tief das Rasseln wilder Trommeln.

Aus des blauen Reno Ufern
Eilen bald die gütgen Wogen,
Hilfreich zu der Flammenkuppel

260
Durch die Hände emsgen Volkes.


Hundert Eimer um die Brunnen
Kommend, gehend, Wasser fordernd;

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_100.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)