Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle Romanze IX: Apo und Moles auf dem Turme | |
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Wundersüße Träume murmelnd
Durch den Duft wollüstger Rosen.
Tritt der Famulus Apones,
Moles, seufzend ob dem Buche,
Das er anschleppt auf dem Kopfe.
„Du allein! Elender Bube!“
„Prahler! ist dir nicht gelungen,
Was du frech mir zugeschworen?
Wo ist sie, die heilge Jungfer?
Hat ein andrer sie gewonnen?“ –
Spricht und lacht der schlaue Moles.
„Du sitzt hier im Mondschein munkelnd
Bei wollüstger Brunnen Wonne,
Eine andere Laube funkelnd
Trug ich gleich die süße Jungfer,
Sprach sie doch unselge Worte;
Ihr half eine andre Jungfer,
Der ich nicht bin mächtig worden.
Auf mich ein der Meliore,
Und des Feuers wilde Zungen
Leckten mich bis auf den Knochen.
Aber dummer als das Dummste
Den ein Mönch – im Höllenpfuhle
Durst er – auf mich ausgegossen.
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_107.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)