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Meister, Meister, trotz der Gluten,
Trotz dem scharfen Weihebronnen

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Schwör ich, nimmer will ich ruhen,

Bis Biondette uns geworden!

Ach, wer dieses Leibes Wunder
Einmal trug in seinen Pfoten,
Wer den Druck des süßen Busens

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Fühlte und den Duft des Odems –


Disteln sind mir alle Blumen,
Seit mir nah des Mundes Rose;
Der Kometen Haar gleicht Ruten
Vor der Goldflut ihrer Locken.

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Und der Brüste Dioskuren,

Aus der Leda Ei geboren,
Duftig wie des Schwanes Busen,
Da er taumelte in Wonne.

Unter ihrer Brauen Runde

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Lag der Venus Stern verschlossen,

Wie in Wolkenbetten schlummern
Liebestrunkne Nebelsonnen.

Und der Flammen durstge Zungen
Konnten nicht die Luft austrocknen,

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Die, als ich sie trug, im Blute

Mir ein süßer Quell ergossen.

Welche Hölle kann verdunkeln
Dieses Himmels Wollustsonne?
Ja, die Sünde hat Minuten,

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Wert des Lichtes ewge Kronen!“ –


„Schweige, du berauschter Bube!“
Spricht Apone nun im Zorne –

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_108.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)