Seite:Brentano Romanzen vom Rosenkranz 113.jpg

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Über oben, über unten
Schrieb am Rand ein Geist die Glosse.

625
„Schweig, es ist genug; verstumme!“

Spricht zu Moles nun Apone,
„Ich weiß nicht, ob du den Dummen
Spielest oder ob du spottest!

Hatt ich das in dir gesuchet?

630
Redest du mir Kinderpossen,

Oder bist du ein Verruchter,
Der mich höhnisch denkt zu foppen?

Hat ein Arzt dies Buch beim Sturme
Von Krakovia verloren,

635
Und hieß Amber Herr des Buches?[1]

Rede, sage es unverhohlen?“ –

„Amber, ja, so steht im Buche,
Und er war ein Äthiope.“ –
„Hei! so ist ein Schatz gefunden!“

640
Spricht in Freuden jetzt Apone,


„Gib es her!“ – „Nein!“ spricht der Bube,
„Stelle mir die Horoskope,
Jetzt, sogleich, in fünf Minuten,
Und dir geb ich’s, wie gelobet!“

645
Und Apone fragt mit Murren:

„Wann bist du geboren, Moles,
Sag das Jahr, den Tag, die Stunde,
Und ich stell die Horoskope.“ –

„Meister, meine letzte Mutter

650
Hat mich dieses Mal geboren

In dem Jahre Siebenhundert,
Am Geburtstag des Herodes,

Anmerkungen des Herausgebers

  1. [400] Amber, der Adoptivvater Apos, der mit ihm nach Krakau geflohen war, hatte von seiner Schwester Zinga kabbalistische Bücher erhalten. (S. Vorgeschichte in der Einführung und „Notizen“.)
Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_113.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)