Seite:Brentano Romanzen vom Rosenkranz 119.jpg

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Ihre Seelen auch mitunter
Diesem, jenem angelobend.

805
Apo glaubt in falschem Mute,

Daß sie seiner spotten wollten,
Und stürzt nach mit seiner Rute
Auf die armen jungen Toren,

Bis in seinem Bart verschlungen

810
Er hinabzustürzen drohte;

Denn er stieß mit einem Fuße
Auf dem Weihbrunnkessel oben,

Der hellklingend auf den Stufen
Widerspringend niederrollet

815
Und der fliehenden Schuljugend

Wie ein böser Donner folgte.

Hei! wie hat ein muntres Fluchen
Da der zornge Mann erhoben!
Aufwärts tappend nach der Stube

820
Ward er an dem Bart gezogen.


Da er eintrat in die Kuppel,
War der Bart dem Zug gefolget
Und fiel vor ihm in der Stube
Schwarz als Asche auf den Boden.

825
Apo reißt das Tuch vom Stuhle,

Aber statt des Schelmen Moles
Sieht er dort nur seinen Pudel
Sitzend auf den Hinterpfoten.

Dieser Anblick macht ihn stutzen,

830
Und es ging sein Zorn verloren;

Vor der Überraschung Wunder
War er innerlich erschrocken.

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_119.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)