Seite:Brentano Romanzen vom Rosenkranz 122.jpg

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Dann magst du und ich in Ruhe
Ewig hausen vor den Rosen

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Und dem Kinde jenes Brunnens

Und vor jenem neuen Kloster!

Aber willst du meine Mutter
Kennen, lies die ersten Bogen
Des dir hochgepriesnen Buches

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Von dem Weib des Erdensohnes!“


Also sprach der Geist. Zum Buche
Sitzt begierig nun Apone,
Ihm zu Füßen liegt der Pudel
Augenfunkelnd an dem Boden.

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Doch die Lettern dieses Buches

Sind ihm unbekannte Formen,
Und erzürnt der Meister fluchet,
Moles mit den Füßen stoßend.

„Was soll mir der welsche Plunder?

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Wahrlich, diese Schrift ist toller,

Als im Schnee die krausen Spuren
Hungrig scharrnder Hühnerpfoten!“

Zu ihm schwänzelnd spricht der Pudel:
„Meister, diesen Fall ich lobe.

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Lang ging ich zu deiner Schule,

Nun kannst du zu meiner kommen.

Ich will dir zur rechten Stunde
Bald ein paar Tinkturen kochen,
Und hast du davon getrunken,

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Liest du alle Hühnerpfoten!


Und dann geb ich dir in kurzem
Auch die rechte Lesmethode,

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_122.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)