Seite:Brentano Romanzen vom Rosenkranz 126.jpg

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Geißle blutig dir den Buckel,
Schlafe auf dem harten Boden,

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Küß kein Weib und bet und hungre,

Gehe stolz einher im Spotte!

Und vor allem sei ein Kluger,
Wählst du in den Religionen
Unter Heiden, Christen, Juden,

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Daß du triffst die rechte Pforte!


Oder willst du im Abgrunde
Mit dem hohen Geiste wohnen?
Willst du leuchten in dem Dunkel
Vor den andern Philosophen?

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Jauchze dann in ewger Jugend,

Plätschre in des Lebens Wogen,
Daß dich heben Wollustfluten
Übers Tor des ewgen Todes!

Denn das ist das hohe Wunder

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Und der Teufelsquell des Trostes,

Daß wir nimmer gehen unter,
Weil wir streben nur nach oben!

Wir allein sind fest gefußet,
Sind es durch Erkenntnis worden

1035
Von dem Bösen und dem Guten;

Stürzen können die von oben,

Steigen können die von unten!“ –
Also sprach der schlaue Moles,
Und begann von seiner Mutter

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Die Geschichte dann, wie folget.
Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_126.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)