Seite:Brentano Romanzen vom Rosenkranz 146.jpg

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Und es lodern alle Herzen
In unsichtbar schönen Flammen.

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All die schwarzen Fraun und Herren,

All die Diamanten strahlend
Und die schwarzen Augen brennend
Reihen blendend sich zum Kranze.

Bis lebendig alle Wände

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In viel tausend Herzen schlagen,

Jeder Blick ein Aug muß treffen,
Jeden Ton ein Ohr muß fassen.

So gleich einem Firmamente
Mit viel guten Sternen flammend,

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Baut sich wundersam ein Tempel,

Um Biondetten zu umfangen.

Da der Vorhang ruhig schwebet,
Sonne, bist du aufgegangen,
Leise Kühlung duftend wehet

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Um die sehnsuchtsheißen Wangen.


Liliensäulen sich erheben
Eine Rosenkuppel tragend;
Unter einem Blumentempel
Steht Biondetta mit der Harfe.

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Ach, sie war ein klarer Engel,

Voll von lieblichen Gedanken,
Einer frommen Jungfrau Seele
An der Himmelspforte zagend.

Alles Licht zu ihr sich sehnet,

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Zu ihr alle Strahlen fallen,

Alles schweigt und liebt und betet
Recht in selgem Wohlgefallen.

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_146.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)