Seite:Brentano Romanzen vom Rosenkranz 154.jpg

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Und die wilden Elemente
Schieden sich, sie zu empfangen;

265
Es stieg aus dem öden Meere

Eine Wunderinsel prangend.

Tonumflutet vom Orchester
Trennte sich das Kunstgestade
Von dem Garten des Parterres

270
Und der Logen Glanzterrassen.


Auf den stillen Blumenbeeten
Blinkt der Tau der Diamanten
Und die stillen Tränenperlen
In dem Blick der schwarzen Damen.

275
Und es stieg hoch überschwellend

Melodie aus allen Schranken,
Aus den Wänden tausend Kerzen,
Aus dem Boden tausend Lampen.

Von Marien niederwehend

280
Sank der himmelblaue Mantel,

Schürzt sich feierlich zum Zelte
In des Ölbaums grünen Armen.

Aus dem Zelte tritt Biondette,
Eingeflochten ihre Haare,

285
Stolz geschmückt mit milden Perlen,

Edelstein und goldnen Spangen.

Schwer ein Schwert faßt ihre Rechte,
Von der linken Schulter wallet
Eine blutge Purpurdecke,

290
Hüllend, was die Linke trage.


Und sie schürzt die Decke, sprechend:
„Den durch Gott ein Weib geschlagen,

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 154. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_154.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)