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Scheiden kann sie von den Herzen,
Die in Wunderträumen wandeln.

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Doch es treibt das Schiff zum Felsen

Und füllt sinkend sich mit Wasser;
Nacht ist’s und der Mond bedecket,
Und der Mann starb unerwachet.

Aber weh! nicht so die Schmerzen,

420
Schlummernd, träumend im Gesange,

Hier im süßen Schlafe starben,
Wie der Fischer, Mond und Nachen.

Um Biondetten wird es heller:
„Wehe, wehe, das sind Flammen!

425
Feuer! Feuer! Helft! o helfet!“

Schreiet alles im Theater.

„Feuer! Helfet!“ schreit Biondette. –
„Stürzet das Gerüst zusammen,
Ist sie nimmermehr zu retten“:

430
So erfüllt das Haus ein Jammer.


Nach den Türen, zu den Treppen
Stürzen alle Herrn und Damen,
Und die Menge des Parterres
Will sich wogend überschlagen.

435
Bald in allen Fenstern stehen

Hohe Leitern; Herrn und Damen
Drängen sich, hinab zu klettern,
Und hinauf die Herrn Soldaten.

Dieser will sein Liebchen retten

440
Und faßt seine alte Base;

Jener, der die Frau will heben,
Wird umklammert von dem Manne.

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_159.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)