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Und das Volk kniet ringsum betend.
Von der Höhe des Theaters

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Sprach der Priester dann den Segen,

Und es schallt ein lautes: Amen!

Fromme Litaneien betend,
Ziehn die Mönche still gepaaret,
Und die hilfreichen Gewerke

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Folgen betend aus den Hallen.


In des Hauses weiter Leere
Schallet das Geträuf des Wassers;
Rings die stummen Wachen stehen
Bei dem wilden Schein der Fackeln.

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Aber die Studenten stehen

Staunend um das Häuflein Asche;
Den die Flamme hat verzehret,
War der beste Kandidate.

Er war Famulus des Lehrers,

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Und sie brechen aus in Klagen,

Bis die rufenden Pedellen
Sie zur Heimkehr laut ermahnen.

In den Weihewasserkessel,
Den die Mönche stehn gelassen,

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Sammelt unter Tränen jeder

Des verbrannten Freundes Asche.

Und dann ziehen die Gesellen,
Die geliebte Urne tragend,
Trost sich singend, von der Schwelle,

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Um Apone es zu klagen.


Schweigend steht das Haus. Es sehen
Durch die Öffnungen des Daches

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 162. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_162.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)