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Stille nieder Mond und Sterne,
Traurig spiegelnd in dem Wasser.

535
An der Erde ruht Biondette;

Als sie nannte Jesu Namen,
Ließ der fürchterliche Retter
Sinken sie aus seinen Armen.

Bei ihr kniet mit seinem Schwerte

540
Stumm Meliore; in die Harfe

Hat er sorglich sie gebettet,
In den himmelblauen Mantel.

Er verließ im Lärm den Kerker,
Er war’s, der den Sprung gewaget

545
Von der Decke, sie zu retten

Aus des Räubers dunklen Armen.

Da es stille war, erhebet
Sich Biondette, und den Mantel
Schlingt sie um sich, von der Erde

550
Hebt sie dann die goldne Harfe.


Spricht, sich zu Meliore wendend:
„Sei gegrüßt! In Jesu Namen
Hast du mich von ihm gerettet
Und gehütet in dem Schlafe.

555
Einen Traum hab ich gesehen:

Asche war ich, und zu Asche
Soll ich einstens wieder werden,
Wenn erfüllet sind die Tage.

Für dich hab ich heut gebetet,

560
Da du fochtest am Altare;

Und du hast für mich gebetet
Jetzt in dringenden Gefahren.

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 163. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_163.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)