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Meliore und Biondetta – Biondettens hohes Lied

Gieße, Mond, dein Silber milder
Durch die blauen Himmelsmeere;
Blicket fromm, ihr Heldenbilder,
Nieder aus dem Sternenheere.

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Einsam kühle Nachtluft, stille

Grüße aus dem Himmel sende;
Blüten, Blumen, eure Fülle
Duftend sich der Nacht verschwende.

Philomela, süßer Stimme

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Deines Traumes Wonn und Wehe,

Daß es zu den Sternen glimme
Und um Gottes Liebe flehe.

Klang der süßberauschten Zither
Unter Liebchens Fenster bebe;

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Still eröffne sie das Gitter,

Daß sie Liebesworte gebe.

Jünglingen, die schlummernd liegen,
Komm ein Liebestraum entgegen;
Auf die Kindlein in den Wiegen

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Senke sich ein Engelsegen.


Und die Wünschelrute sinke
Jedem auf des Schatzes Schwelle,

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 260. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_260.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)