Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle Romanze XV: Meliore und Biondetta – Biondettens hohes Lied | |
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Königin der Sternenzinne,
Priesterin verklärter Herzen,
Heldin, Trösterin der Schmerzen,
Nacht! durch deines Tempels Mitte
Sehe ich Biondetten gehen,
Scheu verhüllt in züchtger Sitte;
Auf dem Platze mondbeschienen
Bleibt sie ruhig schauend stehen,
In die düsteren Ruinen
Noch einmal zurück zu sehen.
In der Nachtluft einsam Wehen
Ihre Töne sich verschlingen
Wie der Andacht schwankend Flehen.
„Herr, ich steh in deinem Frieden,
Starb mein Heiland doch hienieden,
Daß ich sein Verdienst erwerbe.
Will der Schmetterling zum Lichte,
Muß die Larve er zerbrechen,
Meine Freiheit auszusprechen.
Laß die Flügel mich erquicken,
In der Andacht sie erstrecken,
Und zum Himmelsgarten zücken
O, wie hast du hoch gezieret
Diese Weltnacht, mir die letzte;
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 262. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_262.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)