Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle Romanze XV: Meliore und Biondetta – Biondettens hohes Lied | |
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In der Spiegel Widerschimmer
Gold und Silber freudig scherzen.
Öffnet sie mit leichten Händen,
Daß ein eitles Triumphieren
Rings entstrahle allen Wänden.
Und die falschen Götterbilder
Aus dem Schoße goldner Schilder
Läßt sie seidne Röslein glänzen.
Reiherbüsche pflanzt sie flitternd
Auf des Boden Purpurdecken,
Zäumt sie ein mit Federhecken.
In der Torheit Garten glimmend
Rüstet sie ein Weihrauchbecken,
Daß die Weihrauchwolken schwimmend,
Weh! wer hat sie so verrücket?
Alle Blumen muß sie brechen;
Wie des Wahnsinns Braut geschmücket,
Muß ihr keusches Herz erfrechen.
Ihre Brust zu Tag zu legen,
Weh! da blicket Gottes Siegel,
Die Goldrose ihr entgegen.
Doch sie ist so tief verstricket,
Ihre Blöße sie entzücket,
Und sie mag sich nicht bedecken.
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 265. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_265.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)