Seite:Brentano Romanzen vom Rosenkranz 269.jpg

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Schlummernd vor der Zederhütte
Unter Rosen ausgestrecket.

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Daß er blühend aufgerichtet:

Süße Freundin, zu mir spreche,
Komme her, die Gott gedichtet,
All die Rosen mit mir breche!

Sieh, verschwunden ist der Winter,

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Und dahin ist Sturm und Regen,

Und die Blumen, Frühlingskinder,
Spielen schon auf grünen Wegen.

Meine Wangen lieblich flimmern,
In den Spangen, in der Kette

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Sehe meinen Hals erschimmern,

Und es grünet unser Bette!

Wie die Traube Copher schwillet
Zu Engeddi in den Gärten,
Und der Lippen Kelch erfüllet,

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Küß ich meinen Lustgefährten!


Zedern fest das Haus uns stützen,
Unsre Latten sind Zypressen,
In dem Schatten will ich sitzen
Und der Schmerzen all vergessen.

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Unterm Schatten will ich sitzen;

Des die Seele mir begehret,
Wie der Apfelbaum bei wilden
Bäumen, ist mein Freund verehret.

Deiner Lieb Paniere schwinge

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Über mir, du Hoch und Heller,

Und du Freundlicher, mich bringe
In des süßen Weines Keller!

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 269. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_269.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)