Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle Romanze XVII: Totenmesse – Meliore und Rosablanka beichten | |
|
Aus des Bildes stillen Blicken
Eine helle Träne quoll.
85
Und so ganz von Angst durchdrungenWeilt sie in dem bösen Haus,
Streckt die Hände schmerzgerungen
Zu dem Morgenlichte aus.
Wie verspätete Gespenster
90
Gaben hundert Kerzen Schein,Tiefgebrannt, und durch die Fenster
Sah erschreckt der Tag herein,
Den die Nachtigallen grüßen
Auf des Fensters Gartenbeet,
95
Wo ihr Bauer unter süßenBlumen eingezäunet steht.
Rosablanka geht zum Bauer,
Läßt die Sängerinnen frei:
„Flieht und sucht, wo eurer Trauer,
100
Meiner Trauer Heldin sei!
Schwinget euch zu ihrer Leiche,
Rufet ihren Mörder aus,
Daß die Rache den erreiche,
Der befleckt dies heilge Haus!“
105
Und die kleinen Vögel lenkenZu dem Lichte erst den Flug,
Werden aber bald sich schwenken
Nach des Herzens innrem Zug,
Wie das Schiff vom Lande rauschet
110
Freudig erst ins ElementUnd die freie Lust dann tauschet
Mit des Schiffers Ziel und End.
Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 298. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_298.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 298. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_298.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)