Seite:Brentano Romanzen vom Rosenkranz 311.jpg

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Daß die Wunde er empfangen,
Zeigt und fühlte seine Brust,

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Was sonst über ihn ergangen

War ihm angstverwirrte Lust.

Und Benone hört mit Schauer
Seiner bangen Worte Hast,
Bis die Tränen seiner Trauer

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Lindern seines Herzens Last.


Als der Jüngling lang geweinet,
Da erließ er ihm die Schuld:
„Friede, Herz! Die Sonne scheinet,“
Sprach er: „fühl des Himmels Huld!“

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Und zur andern Seite beuget

Rosablanka nun das Knie,
Spricht: „Das Ohr, o Vater, neiget
Einer armen Sündrin hie!“

Sie bekennt ihm die Verirrung

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Ihrer Sinne im Gebet,

Wie in seltsamer Verwirrung
Sie seit manchen Tagen geht.

Wie sie in Biondettens Kammer
Heut Verwüstung fand und Schmerz;

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Also zeiget sie voll Jammer

Ihm das eigne kranke Herz.

Und vertraut ihm Kosmes Leiden
Und der letzten Nächte Qual,
Bittet ihn, sie zu begleiten

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In das stille Tränental.


„Deine Schuld, mein Kind, zu büßen,“
Sprach Benone, „ist genug,

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 311. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_311.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)