Seite:Brentano Romanzen vom Rosenkranz 314.jpg

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Daß sie wieder sie gefunden,
Saget uns ihr Wehgeschrei.“

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Daß sie von Biondetten spreche,

Wußte zwar Meliore nicht,
Doch es stürzten Tränenbäche
Von dem bleichen Angesicht.

Und sie wagt ihm nicht zu sagen,

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Wie sie jener Kammer fand,

Denn schon hatte ihn geschlagen
Allzusehr des Schicksals Hand.

Und sie ließ die Vöglein flehen,
War sie doch wie sie gebannt,

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In das Antlitz ihm zu sehen,

Das zur Erde er gewandt.

Meliore sprach: „Ich glaube,
Diese Vögel flehn um Schutz
Vor des wilden Geiers Raube

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Oder böser Buben Trutz.


Laß uns ihren Flug begleiten!“ –
Ach, er kannte nicht ihr Leiden!
Und hinaus zum Garten schreiten
Ernst und ahnungsvoll die Beiden.

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 314. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_314.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)