Seite:Brentano Romanzen vom Rosenkranz 329.jpg

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Du gewinnst die beste Nummer,
Eine Braut wirst du im Schlummer,

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Und dich wecket ohne Kummer

Hochzeit, Hochzeit, hohe Zeit!

Mondschein deckt dein Bettlein breit,
Tu dich zu dem Bräutgam ducken,
Wenn die Wichtlein Jubel rufend

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Auf den Stufen ihre Krucken


Brechen, durch die Ritzen gucken
Und zum Schlüsselloch einschlupfen:
Wenn sie an der Decke zupfen,
Strecke nur heraus kein Bein!

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Ei, die Nacht ist wunderfein!

Vor der Kröt auf hohem Stuhle
Singen Frosch und Unk im Pfuhle,
Eine heilge Judenschule.

Und der Irrwisch hüpft betrunken,

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Wo der Musikant versunken;

Brünstig glühn Johannisfunken,
Wo jüngst fiel ein Jungfräulein,

Als ihr Buhl ihr stellt ein Bein
Und ihr Kränzlein ohn Vermuten

435
Fiel in eines Schatzes Gluten,

Der im Acker eingetruhet

Blank zu ihren Füßen ruhet.
Heim trug sie den Schatz zur Stunde,
Schwerer war noch viele Pfunde

440
Ihr lebendger Edelstein.


Schlaf, mein Püppchen, schlafe ein!“
Also hat das Weib gesungen

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 329. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_329.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)