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Wir beben vor der Macht des Willens ...

In Sternen des Lächelns, mit hypnotisierendem Starrblick,
In Schleiern der Blitze, der Kraft, auch in Lethargien, wenn wir träumen,
Schlummert unser Bild in allgegenwärtigen Vibrationen des andern Lichtes,
In tausend Seelen, denen wir in diesem Leben begegnet.

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Und jede Sekunde, wo in der Ferne, huscht’s auf im Phantome,

Auf Wegen innerer Stille, über dem Schneestrich der Gaue der Brüder,
In Höhlen betäubenden Dunstes und im Unterbewußtsein
Und in der Träume warnenden, niemals begriffenen Allegorien.

Unser Antlitz schmäler geworden, nach der Geburt und der Erblichkeit Malen

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Modelliert vom Tode, wie in nervöser Berührung des Meißels,

Und wieder geistig, rieselnd Mondlicht aus zartem Gewölke,
In den hauchbetauten Spiegel in silbernen Linien verweht,

Aus Wogen unserer Stimme auftauchend, von ihrer Bewegung erregt,
Aus bitterem Qualm erwachsend über der blutigen Kohle uralten Wortes

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In Extasen der Liebe wie die stille Sonne in die Unendlichkeit erhoben,

Über der Erde, der reinen und strahlenden, wie der diamantene Garten des Winters ...

O Strenger, der du über alle Räume, über der Zeitalter Stürme,
Den Augen der Seele, die wachen von Äonen zu Äonen, belassen die Herrschaft!
Wir beben vor der Macht unseres Willens, der in dieses Lebens Verwünschung

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Uns geblieben als fürstliche Erbschaft beim geheimnisvollen Sturze ...
Empfohlene Zitierweise:
Otokar Březina: Hände. Moriz Frisch, Wien 1908, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:BrezinaH%C3%A4nde45.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)