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den Herr Burney für eins der grössesten deutschen musikalischen Genies hält, der Quantzens Sachen fast 20 Jahr durch gehört hat, behauptet noch itzt, daß Quantz gewiß Genie, und zwar Originalgenie gehabt habe. – Welches Urtheil soll gelten, wenn das Urtheil eines Genies nicht gelten soll, das auch Kenner der Kunst ist? – Daß aber ein Mann, der 300 Stücke einerley Art gemacht hat, sich hie und da wiederholt, das ist kein so grosser Fehler, als das Gegentheit ein Wunder sein würde?

Noch Eins, das bey dieser Gelegenheit so schicklich ist, als bey einer andern. Muß der Tonkünstler, der sich original zu seyn fühlt, durchaus alle neue Moden mit machen? Bleibt er dann noch Original oder wird er Nachahmer? Ists erweislich, daß die komische Wendung, welche die Musik genommen hat, durchgehends wahre Verbesserung heissen könne? Ist nicht aus der Instrumentalmusik fast alles Herzrührende heraus? Wo bleibt der wesentliche Unterschied des Ernsthaften und Komischen? Wo sind die Adagio’s, wer kann sie spielen? Wer mischt nicht Lustigkeiten hinein? Wo ist Gesang der Instrumente, besonders auf der Geige herrschend? Oder soll statt der alten steifen Contrapunktkunst nun die buntscheckige Gaucklerkunst das Reich haben?