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in meinem Leben die Zeit nicht länger geworden; nachdem ich die ganze Nacht durch auf einem offenen Wagen gereiset war, hätten weit bessere Sänger Mühe gehabt, mich munter zu erhalten. Indessen ging ich von hier mit Herrn Hiller zu Hause, dessen ausserordentlich gutes Herz und Kunstgelehrsamkeit mir weit angenehmere Unterhaltungen verschafte, als das Theater.

Den folgenden Morgen, den 25sten Septemb. war Herr Hiller so verbindlich, mich mit nach dem Theater zu nehmen, wo man eine von seinen komischen Opern probirte. Die Sinfonie und erste Arie waren schon vorüber als wir kamen, man fing aber wieder ganz von vorne an. Die Musik kam mir sehr natürlich vor und gefiel mir, und verdiente nach meiner Meinung viel bessre Sänger, als die gegenwärtige Gesellschaft hat; denn, die Wahrheit zu sagen, singen sie so gemein und alltäglich, als bey uns die Leute zu singen pflegen, welche weder den Vortheil eines musikalischen Unterrichts gehabt, noch jemals gute Sänger gehört haben. Sie haben gerade den kreischenden Hauch, wenn sie die hohen Noten angeben, und stossen ihn mit der vollen Stärke heraus, gleich dem starken Anschlage einer Strohfiddel, anstatt ihn mit einer Messa di voce oder Schweller aufzunehmen. Die Instrumente machten ihre Sache schlecht; da es indessen die erste Probe war, hätten sie auf den rechten Weg gebracht werden können, wenn