Seite:Chronica Herwigsdorff.djvu/27

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IX. Die Berge um Herwigsdorff.

Im Oberdorffe auf des Richters Gutte befindet sich zwar ein hoher Berg, doch zwischen der Scheibe und Henewalde sind die so genannten Scheibe-Berge, unter welchen hoch empor stehet, der so genannte Engens-Spitze-Berg, weil er auf Engelmanns Gute befindlich ist. Auf diesem Berge kan man mit blossen Augen sehen folgende Oerter: Gegen Morgen, übersiehet man gantz Herwigsdorff, Eckersberg, Zittau, Klein Schönau, Friedersdorff, Reibersdorff, Sommerau, Lichtenberg, Reichenau, das Schloß zu Friedland in Böhmen, und denn darhinter biß ins Riesen-Gebürge. Gegen Nordosten, Seitgendorff und Dittelsdorff, gegen Norden, Ober Seiffersdorff, gegen Nordwesten, Uderwitz, Strawalde, Ruppersdorff, Herrnhut, gegen Westen, Spitz-Kunnersdorff, Leutersdorff und Henewalde. Gegen Süd-Westen Groß-Schönau, Schönbrunn, Waltersdorff, Grund und Georgenthal in Böhmen.

X. Die Freyt- Verlöbniß- und Hochzeit-Ceremonien der Einwohner.

Anfangs gehen die Junggesellen und Witwer an die so genannte Freyht, und das geschiehet gemeiniglich Sonntags Abends, da sich Hanß mit seiner Grethen bekannt machet, und Unterredung hält. Wenn sie nun so bekannt worden, daß man Hochzeit zu machen gedenckt, so werden von den Freyer gewisse Leute zu der Jungfer Eltern oder Vormünden mit der Anfrage geschickt: Ob sie bemelten Freyer zum Ehegatten haben wolle oder nicht? Wenn nun das Ja-Wort erhalten, so wird erstens Verlobung gemacht, da werden sowohl von Seiten der Braut als Bräutigams gewisse Leute erbeten, der Bräutgiam ziehet mit seinen Beyständern in Kretschen, und hält da eine Versammlung, da wird Bier getruncken, auch davon den zulauffenden Gästen ein Geschencke gethan; Hierauf ziehet der Bräutigam mit seinen Leuten aus den Kretschen in die Behausung, wo seine