Friedrich Eckarth, Gotthülff Traugott Eckarth: Chronica Oder Historische Beschreibung Des Dorffes Herwigsdorff | |
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oder Zusammenkünffte zu verstatten: Als nahm ich nochmahls mit aller meiner Zuhörer Wissen zwo Stunden Vormittags meinen öffentlichen Abschied von ihnen, und erbot mich noch zuletzt, gegen den anwesenden Rath und viele der Bürgerschafft, bey ihnen zu verbleiben, wo sie nur zuläßige Mittel und Wege wüsten. Da ich aber zur Antwort bekam: Sie müsten es dem lieben GOtt befehlen, und verhofften mich mit Freuden wiederzuhohlen, sprach ich: Nun so geschehe der Wille des HErrn, und mit euer aller Wissen, und nicht ohne dasselbe, scheide ich mit Schmertzen von Euch. Hierüber war viel Weinens, und ich gieng zu Fusse zur Stadt hinaus, in Begleitung etlicher Beamten, E. E. Raths, der gantzen Bürgerschafft, und einer grossen Anzahl von der Landschafft, die alle meines Abzugs von Morgen an erwartet, und über die 2000 Persohnen waren, die für, neben und hinter mir giengen, und bis eine Viertel Meile Wegs auf der Cunnersdorffer Höhe nachfolgten, mit grosser Jammer-Klage, vielen Thränen und sehnlichen Geberden. Was ich unterwegens hierbey gedacht, und geredet, das ist dem lieben GOtt bewust, und gebe es frommen Christen zum Nachdencken, sintemahl es nicht kan beschrieben werden. Da ich aber an bemeldten Orte, als auf einen weiten Felde angelanget, stund ich stille, verzog biß alle zusammen kamen, und nachdem ein Circul geschlossen wurde, trat ich in die Mitten, und that gegen so grosse anwesende Menge Volcks eine Valet-Predigt, nach Anleitung des Abschiedes, den der Apostel Paulus, mit den Eltesten zu Epheso genommen, Actor. 10, v. 17–38. also, daß wie dieser theurer Rüstzeug GOttes zu I. Auf seine richtige Lehre, und unsträffliches Leben, so er unter ihnen geführet, sich beruffet, II. Bey erkannter Wahrheit zu bleiben, und für falsche Lehrer und Lehre sich fleißig zu hütten sie treulich ermahnet. III. Ihnen allen einen hertzlichen Valet-Seegen geben, und der Genade GOttes anbefohlen; Gleicher Gestallt in solchen 3 Stücken, diesen meinen Abschied bestehen ließ. Da nun diß alles geschehen, danckte ich ihnen vor das ansehnliche Geleite zu meinem Exilio. Worüber ein sehr hefftiges Weinen und Heulen bey idwedern entstund.
Friedrich Eckarth, Gotthülff Traugott Eckarth: Chronica Oder Historische Beschreibung Des Dorffes Herwigsdorff. Herwigsdorff 1737, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Chronica_Herwigsdorff.djvu/69&oldid=- (Version vom 31.7.2018)