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Ueber die Gleichungen des elektromagnetischen Feldes für bewegte Körper.
Von
Emil Cohn.
Vorgelegt von E. Riecke in der Sitzung vom 11. Mai 1901.

Ziel und Umfang der folgenden Darlegungen lassen sich am kürzesten aussprechen unter Bezugnahme auf die beiden Aufsätze von Hertz „Ueber die Grundgleichungen der Elektrodynamik für ruhende –“ und „– für bewegte Körper“: Es soll eine Erweiterung der Gleichungen des ersten Aufsatzes gegeben werden, welche für die Darstellung der im engeren Sinne elektromagnetischen Erscheinungen in bewegten Körpern das gleiche leistet, wie der zweite Aufsatz, welche aber von den beiden Mängeln der Hertz’schen Erweiterung frei ist. Diese Mängel bestehen bekanntlich in folgendem: Die Hertz’schen Gleichungen geben erstens keine Rechenschaft von dem beobachteten Einfluß der Bewegung auf die optischen Erscheinungen; sie liefern ferner unter gewissen Umständen Kräfte, „welche den Aether in Bewegung setzen müßten“ – mit anderen Worten: sie führen auf Bewegungen und auf bestimmte diesen Bewegungen entsprechende Energiewerthe an Stellen des Raumes, wo wir ein bewegliches nicht kennen.

Unter den Theorien, welche diese Mängel der Hertz’schen Elektrodynamik zu vermeiden suchen, nimmt die Lorentz’sche die erste Stelle ein: sie ist ausgezeichnet durch consequente Durchführung ihrer einfachen Grundannahmen, und sie hat in ungewöhnlichem Maße befruchtend gewirkt auf die experimentelle wie theoretische Forschung der letzten Jahre. Aber auch in der Lorentz’schen Theorie gehen die Erfahrungsthatsachen der Optik nicht ohne Rest auf: unerklärt bleibt, daß der Unterschied der Zeiten,