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Christkind stehen, das der heil. Katharina den Ring ansteckt. Auf dem rechten Flügel ist die Enthauptung des Täufers, auf dem linken die Vision des Evangelisten aus der Offenbarung dargestellt. – Ein zweites, köstliches Bild von Memling im Hospital ist das vom neugebornen Christkind, zu welchem die Könige kommen, es anzubeten. – Das dritte überaus herrliche, figurenreichste, aufs vollkommenste ausgeführte Werk Memlings an demselben Ort ist der Reliquienschrein der Heil. Ursula mit einer langen Bilderfolge aus ihrem Leben. Darauf deutet Cornelius mit der Gestalt dieser Heiligen in Begleitung einiger Genossinnen; auf die Geburt Christi mit der Anbetung desselben durch Joseph und Maria; die Apokalypse ist durch die drei Reiter: Hunger, Pest und Tod und durch den Engel mit der Schaale des Zorns bezeichnet; der Täufer sitzt halb liegend am Boden vor dem Maler, dem ein Engel die Tafel hält, auf welcher er verzeichnen wird, was seine Augen schauen.

Als Arbeiten Memlings galten vordem 4 Tafeln, von denen 2 im Museum von Berlin, 2 in der Pinakothek von München aufbewahrt werden. Sie gehören zu einem Altarwerk, dessen Mittelbild noch jetzt in der St. Peterskirche zu Löwen an ursprünglicher Stelle steht. Dieses stellt die Einsetzung des h. Abendmahles vor; die 4 anderen Bilder enthalten Anspielungen darauf: Abraham und Melchisedech, den Mannaregen, die Speisung des Elias in der Wüste und die Feier des Osterlammes. Wir wissen jetzt, dass sie von dem Maler Dierk Bouts gefertigt sind. Cornelius hat als besonders bezeichnende Gegenstände „Osterlamm und Abendmahl“ in den Bilderschmuck der Kuppel aufgenommen.

Eines der schönsten Bilder Memlings befindet sich in der Pinakothek von München: die Tafel mit den sieben Freunden der Maria, auf welcher die Vision der H. drei Könige, ihr Zug zum „neuen König der Welt“, ihre Ankunft bei Herodes, ihre Anbetung des Christuskindes und ihre Heimkehr abgebildet sind. Und darum nehmen sie die Mitte der Kuppel ein, wo ihnen der verheissungsvolle Stern erscheint. Der Bilderschmuck der

Lunette (Tafel 12)

ist lediglich eine Wiederholung der malerischen Ausschmückung der Lunette in der sechsten Loggia der italienischen Abtheilung.



Empfohlene Zitierweise:
Text von Ernst Förster: Peter von Cornelius − Entwürfe zu Fresken in den Loggien der Pinakothek zu München . Verlag von Alphons Dürr, Leipzig 1875, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Cornelius_Loggien-Bilder_M%C3%BCnchen.pdf/57&oldid=- (Version vom 31.7.2018)