Seite:DE Hebel Werke 1834 2 022.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
10
siehts mi Aug, wenns wetterleicht. Sie wimsle gar sölli.

Und wo heiligi Engel mit schöne blauen Auge
in der tiefe Nacht in stille Dörfere wandle,
an de Fenstere lose, und, höre sie liebligi Rede,
gegen enander lächlen, und an de Husthüre sitze,

15
und die frumme Lüt im Schlof vor Schade biwahre,

oder wenn sie, selb ander und dritt, uf Gräbere wandle,
und enander sage: „Do schloft e treui Muetter,
do en arme Ma, doch het er Niemes betroge.
Schlofet sanft und wohl, mer wennich wecke wenns Zit isch!“

20
siehts mi Aug im Sterneliecht, und höri sie rede.

Menge chenni mit Name, und wemmer enander bigegne,
biete mer is d’Zit, und wechsle Reden und Antwort:
„Grüeß di Gott! Hesch gueti Wacht?“ – „Gott dank der! so ziemli.“
Glaubets oder nit! Ne mol, se schickt mi der Vetter

25
Todtnau zue, mit allerhand verdrießliche G’schäfte.

Wo mer’s Kaffi trinken und Ankeweckli drin tunke:

Empfohlene Zitierweise:
Johann Peter Hebel: J. P. Hebels sämmtliche Werke: Band 2. Chr. Fr. Müller’sche Hofbuchhandlung, Karlsruhe 1834, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_Hebel_Werke_1834_2_022.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)