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Wirkung gewisser vegetabilischer Gifte und für die Angriffe gewisser Parasiten in Correlation steht. Es kam mir daher der Gedanke, dass Neger und andere dunkelfarbige Rassen ihre dunkelfarbige Haut dadurch erlangt haben könnten, dass während einer langen Reihe von Generationen die dunkleren Individuen stets dem tödtlichen Einflusse der Miasmen ihrer Geburtsländer entgangen sind.

Ich fand später, dass dieselbe Idee schon vor langer Zeit dem Dr. Wells gekommen sei.[1] Dass Neger und selbst Mulatten fast vollständig exempt vom gelben Fieber sind, welches im tropischen America so zerstörend auftritt, ist längst bekannt.[2] Sie bleiben auch in grosser Ausdehnung von den tödtlichen Wechselfiebern frei, welche in einer Ausdehnung von mindestens zweitausendsechshundert Meilen (engl.) an den Küsten von Africa herrschen und welche jährlich den Tod von einem Fünftel der weissen Ansiedler und die Heimkehr eines andern Fünftels in invalidem Zustand verursachen.[3] Diese Immunität des Negers scheint zum Theil angeboren zu sein und zwar in Abhängigkeit von irgend einer unbekannten Eigenthümlichkeit der Constitution, zum Theil als Resultat der Acclimatisation. Pouchet[4] führt an, dass die vom Vicekönig von Aegypten für den mexicanischen Krieg geborgten Negerregimenter, welche sich aus der Nähe des Sudan rekrutirt hatten, dem gelben Fieber fast ebensogut entgiengen als die ursprünglich aus verschiedenen Theilen von Africa ausgeführten und an das Clima von Westindien gewöhnten Neger. Dass die Acclimatisation hierbei eine Rolle spielt, zeigt sich in den vielen Fällen, wo Neger, nachdem sie eine Zeit lang in einem kälteren Clima sich aufgehalten haben, in einer gewissen Ausdehnung für tropische Fieber empfänglich geworden sind.[5] Es hat auch die Natur des Clima’s, in welchem die weissen Rassen


  1. s. einen vor der Royal Society 1813 gelesenen Aufsatz, welcher in seinen Essays 1818 veröffentlicht ist. Einen Bericht über Dr. Wells’s Ansichten habe ich in der historischen Skizze in meiner Entstehung der Arten (5. Aufl., S. 3) gegeben. Verschiedene Fälle von Correlation der Farbe mit constitutionellen Eigenthümlichkeiten habe ich mitgetheilt in dem „Variiren der Thiere und Pflanzen im Zustande der Domestication. 2. Aufl. Bd. 2, S. 260, 382.
  2. s. z. B. Nott and Gliddon, Types of Mankind, p. 68.
  3. The Plurality of the Human Races (Uebers.) 1864, p. 60.
  4. Major Tulloch in einem Aufsatz, gelesen vor der Statistical Society, Apr. 20. 1840 und mitgetheilt im Athenaeum, 1840, p. 353.
  5. A. de Quatrefages, Unité de l’Espèce humaine. 1861, p. 205. Waitz, Introduct. to Anthropology. (Uebers.) Vol. I. 1863, p. 124. Livingstone führt in seinen Reisen analoge Fälle an.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, I. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 253. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch1.djvu/267&oldid=- (Version vom 31.7.2018)