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sich einander, stellen sich gerade gegen einander über und bewegen sich vorwärts und rückwärts wie zwei spielende Lämmer. Dann thut das Weibchen, als wenn es davonliefe, und das Männchen läuft hinter ihm her mit einem komischen Ansehen des Aergers, überholt es und stellt sich ihm wieder gegenüber. Dann dreht sich das Weibchen spröde herum, aber das Männchen, schneller und lebendiger, schwenkt gleichfalls rundum und scheint es mit seinen Antennen zu peitschen. Dann stehen sie für ein Weilchen wieder Auge in Auge, spielen mit ihren Antennen und scheinen durchaus nur einander anzugehören.“

Ordnung: Diptera (Fliegen).— Die Geschlechter weichen in der Farbe wenig von einander ab. Die grösste Verschiedenheit, die Mr. Fr. Walker bekannt geworden ist, bietet die Gattung Bibio dar, bei welcher die Männchen schwärzlich oder vollkommen schwarz und die Weibchen dunkel bräunlich-orange sind. Die Gattung Elaphomyia, welche Mr. Wallace[1] in Neu-Guinea entdeckt hat, ist äusserst merkwürdig, da die Männchen mit Hörnern versehen sind, welche dem Weibchen vollständig fehlen. Die Hörner entspringen von unterhalb der Augen und sind in einer merkwürdigen Weise denen der Hirsche ähnlich, indem sie entweder verzweigt oder bandförmig verbreitert sind. Bei einer der Arten sind sie an Länge der des ganzen Körpers gleich. Man könnte meinen, dass sie zum Kampfe dienen; da sie aber in einer Species von einer schönen rosenrothen Farbe sind mit Schwarz gerändert und mit einem blassen Streifen in der Mitte, und da diese Insecten überhaupt eine sehr elegante Erscheinung haben, so ist es vielleicht wahrscheinlicher, dass die Hörner zur Zierde dienen. Dass die Männchen einiger Diptern mit einander kämpfen, ist gewiss, denn Professor Westwood[2] hat dies mehrere Male bei einigen Arten von Tipula gesehen. Die Männchen andrer Diptern versuchen allem Anscheine nach die Weibchen durch ihre Musik zu gewinnen; H. Müller[3] beobachtete eine Zeit lang zwei Männchen einer Eristalis, die einem Weibchen den Hof machten; sie schwebten über ihr, flogen von der einen auf die andere Seite und machten gleichzeitig ein hohes


  1. The Malay Archipelago. Vol. II. 1809, p. 313.
  2. Modern Classification of Insects. Vol. II. 1840. p. 526.
  3. Anwendung d. Darwinschen Lehre etc. in: Verhdlg. d. nat. Ver. d. preuss. Rheinl. 20. Jahrg., p. 80. Mayer, in: American Naturalist, 1874, p. 236.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, I. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 367. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch1.djvu/381&oldid=- (Version vom 31.7.2018)