Seite:DarwinAbstammungMensch2.djvu/214

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

auf der andern Seite die Jungen es niemals erreichten, ein Weibchen zu erlangen, so würde die Gewohnheit frühzeitiger Reproduction vielleicht früher oder später vollständig eliminirt werden, da es überflüssig ist und eine Kraftverschwendung mit sich bringt.

Das Gefieder gewisser Vögel nimmt beständig während vieler Jahre, noch nachdem sie vollständig reif geworden sind, an Schönheit zu; dies ist mit dem Behänge des Pfauhahns, mit einigen Arten von Paradiesvögeln und mit der Federkrone und den Schmuckfedern gewisser Reiher der Fall, z. B. bei der Ardea Ludoviciana;[1] es ist aber zweifelhaft, ob die beständige Weiterentwickelung derartiger Federn das Resultat der Auswahl nacheinander auftretender wohlthätiger Abänderungen (obschon dies in Bezug auf die Paradiesvögel die wahrscheinlichste Ansicht ist) oder bloss beständigen Wachsthums ist. Die meisten Fische nehmen beständig an Grösse zu, so lange sie bei guter Gesundheit sind und reichliche Nahrung haben; und ein in gewisser Weise ähnliches Gesetz kann für die Schmuckfedern der Vögel gelten.

5. Classe. Wenn die Erwachsenen beiderlei Geschlechts ein verschiedenes Winter- und Sommergefieder haben, mag nun das Männchen vom Weibchen verschieden sein oder nicht, so sind die Jungen den Erwachsenen beiderlei Geschlechts in dem Winterkleide, oder, jedoch viel seltener, in dem Sommerkleide, oder allein den Weibchen ähnlich; oder die Jungen können einen intermediären Character tragen; oder ferner sie können von den Erwachsenen in ihren beiden Jahreszeitgefiedern verschieden sein. — Die Fälle in dieser Classe sind in eigenthümlicher Weise complicirt; auch


  1. Jerdon, Birds of India, Vol. III, p. 507, über den Pfauhahn. Dr. Marshall glaubt, dass die älteren und brillanteren Männchen der Paradiesvögel einen Vortheil vor den jüngeren Männchen haben; s. Archives Néerlandaises, Tom. VI. 1871. — Ueber Ardea s. Audubon, a. a. O. Vol. III, p. 139.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, II. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 200. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch2.djvu/214&oldid=- (Version vom 31.7.2018)