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wenn sie nicht über zwölf Monate alt sind, nicht unterschieden werden, und wenn das Männchen vor dieser Zeit entmannt wird, so verändert es nach derselben Autorität niemals seine Farbe. Die Bedeutsamkeit dieser letzteren Thatsache als entscheidend für die sexuelle Natur der Färbung beim Nilghau wird offenbar, wenn wir hören,[1] dass weder das rothe Sommerkleid noch das blaue Winterkleid des virginischen Hirsches durch Entmannung im Geringsten afficirt wird. Bei den meisten oder sämmtlichen der äusserst verzierten Species von Tragelaphus sind die Männchen dunkler als die hornlosen Weibchen und ihre Haarkämme sind vollständiger entwickelt. Bei dem Männchen jener prachtvollen Antilope, Oreas derbyanus (Derby’s Eland), ist der Körper röther, der ganze Hals viel schwärzer und das weisse Band, welches diese Färbungen von einander trennt, breiter als beim Weibchen. Auch beim Eland vom Cap ist das Männchen unbedeutend dunkler als das Weibchen.[2]

Bei dem indischen Schwarzbocke (Antilope bezoartica), welcher zu einem anderen Stamme der Antilopen gehört, ist das Männchen sehr dunkel, beinahe schwarz, während das hornlose Weibchen rehfarbig ist. Wir haben in dieser Species, wie mir Dr. Blyth mittheilt, eine genau parallele Reihe von Thatsachen wie bei der Portax picta vor uns, nämlich beim Männchen periodisch sich verändernde Farbe während der Paarungszeit, Wirkungen der Entmannung auf diese Veränderung und die Jungen beider Geschlechter von einander nicht zu unterscheiden. Bei der Antilope nigra ist das Männchen schwarz, das Weibchen, ebenso wie die Jungen, braun. Bei A. sing-sing ist das Männchen viel heller gefärbt als das hornlose Weibchen und seine Brust und sein Bauch sind viel schwärzer. Bei der männlichen A. caama sind die Zeichnungen und Linien, welche an verschiedenen Theilen des Körpers vorkommen, schwarz, statt wie beim Weibchen braun zu sein. Beim gefleckten Gnu (A. gorgon) sind „die Farben des Männchens nahezu dieselben wie die des Weibchens, nur gesättigter


  1. Judge Caton, in: Transact. Ottawa Acad. of Natur. Sciences. 1868, p. 4,
  2. Dr. Gray, Catalogue of Mammalia in the British Museum, Part. III, 1852, p. 134–142; s auch Dr. Gray’s Gleanings from the Menagerie of Knowsley, worin sich eine prachtvolle Abbildung des Oreas derbyanus findet: vergleiche den Text über Tragelaphus. Wegen des Capischen Eland (Oreas canna) s. Andrew Smith, Zoology of South Africa, pl. 41 und 42. Viele dieser Antilopen finden sich auch im Garten der zoologischen Gesellschaft.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, II. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 268. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch2.djvu/282&oldid=- (Version vom 31.7.2018)