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dunkler als das Weibchen, wie mir Mr. Blyth mittheilt; und diese Färbung erlangt das castrirte Männchen niemals.

Die letzte Ordnung, welche wir zu betrachten haben, ist die der Primaten. Das Männchen des Lemur macaco ist gewöhnlich kohlschwarz, während das Weibchen braun ist.[1] Unter den Quadrumanen der neuen Welt sind die Weibchen und Jungen von Mycetes caraya gräulich gelb und einander gleich; im zweiten Jahre wird das junge Männchen röthlich braun und im dritten Jahre schwarz, mit Ausnahme des Bauches, welcher indessen im vierten oder fünften Jahre vollständig schwarz wird. Es besteht auch ein scharf markirter Unterschied in der Farbe zwischen den Geschlechtern bei Mycetes seniculus und Cebus capucinus; die Jungen der ersteren Art und wie ich glaube auch der letzteren gleichen dem Weibchen. Bei Pithecia leucocephala sind die Jungen gleichfalls den Weibchen ähnlich, welche oben bräunlich schwarz und unten hell rostroth sind, während die erwachsenen Männchen schwarz sind. Die Haarkrause rings um das Gesicht bei Ateles marginatus ist beim Männchen gelb gefärbt, beim Weibchen weiss. Wenden wir uns zu den altweltlichen Affen: die Männchen von Hylobates Hoolock sind immer schwarz mit Ausnahme einer weissen Binde oberhalb der Brauen; die Weibchen variiren von weisslich braun bis zu einem dunkleren mit schwarz gemischten Tone, sind aber niemals völlig schwarz.[2] Bei dem schönen Cercopithecus diana ist der Kopf des erwachsenen Männchens von einem intensiven Schwarz, während der des Weibchens dunkelgrau ist. Bei ersterem ist der Pelz zwischen den Schenkeln von einer eleganten Rehfarbe, bei letzterem ist er blässer. Bei dem schönen und merkwürdigen Schnurrbartaffen (Cercopithecus cephus) ist die einzige Verschiedenheit zwischen den Geschlechtern die, dass der Schwanz des Männchens nussbraun und der des Weibchens grau ist; aber Mr. Bartlett theilt mir mit, dass alle diese Töne beim Männchen, wenn es erwachsen ist, schärfer ausgesprochen werden, während sie beim Weibchen so bleiben, wie sie während der Jugend waren. Nach den colorirten Abbildungen, welche


  1. Sclater, Proceed. Zoolog. Soc. 1866. pl. 1. Dieselbe Thatsache ist auch von Pollen und van Dam vollständig bestätigt worden, s. auch Dr. Gray, in: Annals and Mag. of Nat. Hist, May, 1871, p. 340.
  2. Ueber Mycetes s. Rengger a. a. O. S. 14 und Brehm, Illustrirtes Thierleben, Bd. 1, S. 96, 107. Ueber Ateles s. Desmarest. Mammalogie, p. 75. Ueber Hylobates s. Blyth, Land and Water, 1867, p. 135. Ueber den Semnopithecus: Sal. Müller, Over de Zoogthieren van den Ind. Archipel. Tab. X.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, II. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 270. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch2.djvu/284&oldid=- (Version vom 31.7.2018)