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Frauen gehegten Wunsches geschrieben, ihr gutes Aussehen zu bewahren.[1] In mehreren Ländern tragen die Frauen Talismane und Amulette, um die Zuneigung der Männer zu gewinnen; und Mr. Brown zählt vier zu diesem Zwecke von den Frauen von Nordwest-America gebrauchte Pflanzen auf.[2]

Hearne,[3] welcher viele Jahre unter den americanischen Indianern lebte und ein ausgezeichneter Beobachter war, sagt, wo er von den Frauen spricht: „Man frage einen nördlichen Indianer, was Schönheit sei, und er wird antworten, ein breites plattes Gesicht, kleine Augen, hohe Wangenknochen, drei oder vier schwarze Linien quer über jede Wange, eine niedrige Stirn, ein grosses breites Kinn, eine kolbige Hakennase, eine gelbbraune Haut und bis zum Gürtel herabhängende Brüste“. Pallas, welcher die nördlichen Theile des chinesischen Reiches besuchte, sagt: „Es werden diejenigen Frauen vorgezogen, welche die Mandschu-Form haben, d. h. ein breites Gesicht, hohe Wangenknochen, sehr breite Nasen und enorme Ohren“;[4] und Vogt bemerkt dabei, dass die schräge Stellung der Augen, welche den Chinesen und Japanesen eigenthümlich ist, in ihren Gemälden, „wie es scheint, zu dem Zwecke übertrieben wird, die volle Pracht und Schönheit dieser Stellung im Contraste mit dem Auge der rothhaarigen Barbaren hervortreten zu lassen“. Es ist, wie Huc wiederholt bemerkt, wohlbekannt, dass die Chinesen aus dem Innern die Europäer mit ihrer weissen Haut und den vorspringenden Nasen für hässlich halten. Nach unseren Ideen ist die Nase bei den Eingeborenen von Ceylon durchaus nicht zu sehr vorspringend, und doch waren „die Chinesen im siebenten Jahrhundert, an die platten Gesichtszüge der Mogulrassen gewöhnt, über die vorspringenden Nasen der Cingalesen überrascht, und Thsang beschreibt sie als „„den Schnabel eines Vogels und den Körper eines Menschen habend““.

Finlayson beschreibt eingehend das Volk von Cochin-China, sagt,


  1. s. wegen Verweisungen: Gerland, über das Aussterben der Naturvölker, 1868, S. 51, 53, 55; auch Azara, Voyages etc., Tom. II, p. 116.
  2. Ueber die von den nordwest-americanischen Indianern benutzten Producte des Pflanzenreiches s. Pharmaceutical Journal, Vol. X.
  3. A Journey from Prince of Wales Fort. 8vo edit. 1796, p. 89.
  4. citirt, von Prichard, Phys. Hist. of Mankind, 3. edit. Vol. IV. 1844, p. 519. Vogt, Vorlesungen über den Menschen. Bd. 1, S. 162. Ueber die Meinung der Chinesen von den Cingalesen s. Sir J. E. Tennent, Ceylon, Vol. II. 1859, p. 107.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, II. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 324. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch2.djvu/338&oldid=- (Version vom 31.7.2018)