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von den Menschen aller Rassen als ein äusserst bedeutungsvolles Element bei ihrer Schönheit betrachtet wird, so dass es ein Character ist, welcher wahrscheinlich durch Zuchtwahl gern wird modificirt worden sein, wie es in unzähligen Beispielen bei den niederen Thieren eingetreten ist. Es erscheint auf den ersten Blick als eine monströse Annahme, dass die glänzende Schwärze des Negers durch geschlechtliche Zuchtwahl erreicht worden sein soll. Es wird aber diese Ansicht durch verschiedene Analogien unterstützt, und wir wissen, dass Neger ihre eigene Schwärze bewundern. Wenn bei Säugethieren die Geschlechter in der Farbe verschieden sind, so ist das Männchen oft schwarz oder viel dunkler als das Weibchen, und es hängt lediglich von der Form der Vererbung ab, ob diese oder eine andere Färbung auf beide Geschlechter oder nur auf eins allein vererbt werden soll. Die Aehnlichkeit der Pithecia satanas – mit ihrer glänzenden schwarzen Haut, ihren weissen rollenden Augäpfeln und ihrem auf der Höhe gescheitelten Haare – mit einem Neger in Miniatur ist fast lächerlich.

Die Farbe des Gesichtes ist bei den verschiedenen Arten von Affen viel mehr verschieden als bei den Rassen des Menschen, und wir haben einigen Grund zu der Annahme, dass die rothen, blauen, orangenen, beinahe weissen und schwarzen Farbentöne ihrer Haut, selbst wenn sie beiden Geschlechtern gemeinsam zukommen, ebenso wie die glänzenden Farben ihres Pelzes und die ornamentalen Haarbüschel um ihren Kopf herum, sämmtlich durch geschlechtliche Zuchtwahl erlangt worden sind. Da die Reihenfolge der Entwickelung der einzelnen Merkmale während des Wachsthums im Allgemeinen die Reihenfolge andeutet, in welcher die Merkmale einer Art während der früheren Generationen entwickelt und modificirt wurden, und da die neugeborenen Kinder der verschiedensten Rassen nicht nahezu so bedeutend in der Farbe von einander verschieden sind als die Erwachsenen, obschon ihre Körper vollständig der Haare entbehren, so haben wir eine leise Hindeutung darauf, dass die Farben der verschiedenen Rassen später als die Entfernung des Haars erlangt wurden, was, wie früher angeführt wurde, in einer sehr frühen Periode eingetreten sein muss.

Zusammenfassung. – Wir können schliessen, dass die bedeutendere Grösse, Kraft, der grössere Muth und die stärkere Kampflust und Energie des Mannes im Vergleiche mit der Frau während der Urzeiten erlangt und später hauptsächlich durch die Kämpfe rivalisirender


Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, II. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 360. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch2.djvu/374&oldid=- (Version vom 31.7.2018)