Seite:DarwinAusdruck.djvu/105

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

der Herpestes, Brillenschlangen und andere Giftschlangen;[1] Ähnliches gilt auch für Süd-Africa. Es ist daher durchaus nicht unwahrscheinlich, daß irgend ein Zeichen oder ein Laut, durch welchen sich die giftigen Arten im Augenblicke als gefährlich zu erkennen geben können, ihnen von größerem Nutzen ist, als den nicht giftigen Arten, welche, im Falle daß sie angegriffen werden, nicht im Stande sein würden, irgend welchen wirklichen Schaden zu thun.

Da ich einmal so viel über Schlangen gesagt habe, werde ich versucht, noch einige wenige Bemerkungen über die Art und Weise hinzuzufügen, auf welche die Klapper der Klapperschlange wahrscheinlich entwickelt worden ist. Verschiedene Thiere, mit Einschluß einiger Eidechsen, kräuseln entweder oder schwingen ihren Schwanz, wenn sie gereizt werden. Dies ist bei vielen Arten von Schlangen der Fall.[2] Im zoologischen Garten schwingt eine nicht giftige Art, die Coronella Sayi, ihren Schwanz so rapid hin und her, daß man ihn kaum mehr sehen kann. Der vorhin erwähnte Trigonocephalus hat dieselbe Gewohnheit; dabei ist das Ende seines Schwanzes ein wenig verdickt oder endet in einem Knopfe. Bei der Lachesis, welche mit der Klapperschlange so nahe verwandt ist, daß Linné sie beide in eine und dieselbe Gattung brachte, endet der Schwanz in einer einfachen, großen, lanzettförmigen Spitze oder Schuppe. Bei einigen Schlangen ist, wie Professor Shaler bemerkt, die Haut „in der Schwanzgegend unvollständiger von den darunterliegenden Theilen geschieden als an andern Theilen des Körpers“. Wenn wir nun annehmen, daß das Schwanzende irgend einer alten americanischen Species vergrößert und von einer einzigen großen Schuppe bedeckt war, so hätte diese kaum bei den aufeinanderfolgenden Häutungen abgestoßen werden


  1. Dr. Günther gibt Bemerkungen (Reptiles of British India, p. 340) über die Zerstörung der Cobras durch den Ichneumon oder Herpestes und, so lange die Schlangen jung sind, durch das Jungle-Huhn. Es ist bekannt, daß auch der Pfauhahn ungestüm Schlangen tödtet.
  2. Prof. Cope zählt eine Anzahl von Arten in seiner „Method of Creation of Organic Types“, gelesen vor der American Philos. Soc. 15. Decemb. 1871, p. 20, auf. In Bezug auf den Nutzen der von Schlangen gemachten Geberden und Laute hat Prof. Cope dieselbe Ansicht wie ich. Ich erwähnte diesen Gegenstand kurz in der letzten Ausgabe meiner „Entstehung der Arten“. Seitdem die obigen Stellen im Texte gedruckt worden sind, habe ich das Vergnügen gehabt zu finden, daß Mr. Henderson (The American Naturalist, May 1872, p. 260) eine ähnliche Ansicht vom Nutzen der Klapper hat, nämlich daß sie „verhindere, daß ein Angriff auf die Schlange gemacht werde“.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Der Ausdruck der Gemüthsbewegungen bei dem Menschen und den Thieren. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1877, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAusdruck.djvu/105&oldid=- (Version vom 31.7.2018)