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Seite:DarwinAusdruck.djvu/152

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des Auges nun die natürliche Stütze und das Mittel genommen wird, sich gegen den plötzlichen Zufluß von Blut zu bewahren.“

Es werden die Muskeln rings um das Auge nicht bloß, wie Sir Ch. Bell angibt und ich selbst häufig beobachtet habe, während des Schreiens, lauten Lachens, Hustens und Niesens heftig zusammengezogen, sondern auch während mehrerer anderer analoger Handlungen. Schnaubt sich ein Mensch heftig durch die Nase, so zieht er dieselben Muskeln zusammen. Ich bat einen meiner Knaben, so laut als er möglicherweise konnte, zu schreien und sobald er begann, zog er seine Kreismuskeln fest zusammen. Ich beobachtete dies wiederholt und als ich ihn frug, warum er jedesmal seine Augen so fest geschlossen hätte, bemerkte ich, daß er sich der Thatsache nicht bewußt war; er hatte instinctiv oder unbewußt so gehandelt.

Um die Zusammenziehung dieser Muskeln zu veranlassen, ist es nicht nöthig, daß wirklich Luft aus der Brust ausgetrieben wird. Es genügt schon, die Muskeln der Brust und des Bauches mit großer Kraft zusammenzuziehen, während wegen des Verschlusses der Stimmritze keine Luft austreten kann. Bei heftigem Erbrechen oder Würgen wird das Zwergfell dadurch veranlaßt herabzutreten, daß der Brustkasten mit Luft gefüllt wird. Es wird dann durch den Verschluß der Stimmritze ebenso wie durch „die Zusammenziehung seiner eigenen Fasern“[1] in dieser Lage gehalten. Die Bauchmuskeln ziehen sich nun heftig über dem Magen zusammen; die eigenen Muskeln dieses contrahiren sich gleichfalls, und der Inhalt wird dann hierdurch ausgeworfen. Während jeden Versuchs zum Erbrechen „wird der Kopf bedeutend mit Blut erfüllt, so daß das Gesicht roth und geschwollen wird und die großen Venen des Gesichts und der Schläfe sichtbar erweitert werden.“ Wie ich aus Beobachtung weiß, werden zu derselben Zeit die Muskeln rund um das Auge stark zusammengezogen. Dies ist gleicherweise der Fall, wenn die Bauchmuskeln mit ungewöhnlicher Kraft beim Austreiben des Inhalts des Darmcanals nach abwärts wirken.

Die größte Anstrengung der Muskeln des Körpers führt, wenn nicht auch diejenigen des Brustkastens zur Austreibung oder zum


  1. s. Dr. Brinton's Schilderung des Actes des Erbrechens in: Todd's Cyclopaedia of Anatomy and Physiology. Vol. V. Supplement, 1859, p. 318.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Der Ausdruck der Gemüthsbewegungen bei dem Menschen und den Thieren. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1877, Seite 144. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAusdruck.djvu/152&oldid=- (Version vom 31.7.2018)