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dem vasomotorischen Centraltheile und zwar mit denselben Resultaten übersenden.

Um noch eine andere und in gewissen Beziehungen noch passendere Erläuterung zu geben: Wenn ein Mensch vor einem tüchtigen Feuer steht, so röthet sich sein Gesicht. Dies scheint, wie Mr. Michael Foster mir mittheilt, zum Theil eine Folge der örtlichen Wirkung der Hitze, zum Theil einer Reflexthätigkeit von dem vasomotorischen Centraltheile her zu sein[1]. In diesem letztern Falle afficirt die Hitze die Nerven des Gesichts. Diese übermitteln einen Eindruck den empfindenden Zellen des Gehirns, welche auf den vasomotorischen Centraltheil einwirken, und dieser wieder wirkt auf die kleinen Arterien des Gesichts zurück, erschlafft sie und gestattet ihnen, sich mit Blut zu füllen. Auch hier scheint es nicht unwahrscheinlich zu sein, daß, wenn wir wiederholt mit großem Eifer unsere Aufmerksamkeit auf die Erinnerung unserer erhitzten Gesichter concentriren, derselbe Theil des Sensoriums, welcher uns das Bewußtwerden wirklicher Hitze mittheilt, in einem gewissen unbedeutenden Grade gereizt wird, und in Folge hiervon können gewisse Theile von Nervenkraft an die vasomotorischen Centraltheile übersendet werden, so daß die Haargefäße des Gesichts sich erweitern. Da nun die Menschen im Verlaufe endloser Generationen ihre Aufmerksamkeit häufig und ernstlich ihrer persönlichen Erscheinung gewidmet haben und besonders ihrem Gesichte, so wird jede beginnende Neigung der Haargefäße des Gesichts, in dieser Weise afficirt zu werden, im Laufe der Zeit durch die eben erwähnten Grundsätze, nämlich daß Nervenkraft leicht gewohnten Canälen entlang ausströmt, und durch vererbte Gewohnheit bedeutend verstärkt worden sein. Es wird hierdurch, wie mir scheint, eine plausible Erklärung für die mit dem Acte des Erröthens in Verbindung stehenden leitenden Thatsachen dargeboten.


Recapitulation. — Männer und Frauen, und besonders die jungen, haben stets in hohem Grade ihre persönliche Erscheinung werth gehalten und haben in gleicher Weise die Erscheinung Anderer beobachtet. Das Gesicht ist der hauptsächlichste Gegenstand der


  1. s. auch Mr. Michael Foster, über die Thätigkeit des vasomotorischen Systems in seiner interessanten Vorlesung vor der Royal Institution, übersetzt in der ‚Revue des Cours Scientifiques' Sep. 25. 1869, p. 683.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Der Ausdruck der Gemüthsbewegungen bei dem Menschen und den Thieren. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1877, Seite 315. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAusdruck.djvu/335&oldid=- (Version vom 31.7.2018)