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ihre Jungen in der Gefangenschaft aufzog, „sträubte das Haar auf ihrem Rücken“, wenn irgend Jemand in den Käfig hineinsah, und „biß heftig nach hingehaltenen Fingern“.

Vögel aller der großen Hauptordnungen richten ihre Federn auf, wenn sie zornig oder erschreckt werden. Wohl ein Jeder wird einmal gesehen haben, wie sich zwei junge Hähne, selbst wenn es ganz junge Vögel sind, mit aufgerichteten Halssichelfedern zum Kampfe vorbereiten; es können diese Federn, wenn sie aufgerichtet werden, nicht etwa als Vertheidigungsmittel dienen; denn Kampfhahnzüchter haben durch die Erfahrung gelernt, daß es für die Hähne ein Vortheil ist, diese Federn gestutzt zu haben. Der männliche Kampfläufer (Machetes pugnax) richtet gleichfalls seinen Federkragen in die Höhe, wenn er kämpft. Wenn ein Hund sich einer gemeinen Henne nähert, so breitet sie ihre Flügel aus, erhebt ihren Schwanz, richtet alle ihre Federn auf und stürzt sich so wild als möglich aussehend auf den Eindringling. Der Schwanz wird nicht immer in derselben Stellung gehalten: zuweilen wird er so hoch gehoben, daß die mittlern Federn, wie in der umstehenden Zeichnung, beinahe den Rücken berühren. Schwäne erheben, wenn sie in Zorn gerathen, gleichfalls ihre Flügel und ihren Schwanz und richten ihre Federn auf. Sie öffnen ihren Schnabel und machen beim Rudern kleine schnelle Stöße vorwärts gegen einen Jeden, der sich dem Rande des Wassers zu weit nähert. Von den Tropik-Vögeln[1] sagt man, daß sie, wenn sie auf ihren Nestern gestört werden, nicht fortfliegen, sondern „nur ihre Federn aufrichten und schreien.“ Nähert man sich der Schleiereule, so „schwellt sie augenblicklich ihr Gefieder auf, breitet ihre Flügel und ihren Schwanz aus, zischt und schlägt ihre Kinnladen schnell mit Heftigkeit zusammen“.[2] Dasselbe thun auch andere Eulenarten. Wie mir Mr. Jenner Weir mitgetheilt hat, schütteln auch Habichte unter ähnlichen Umständen ihre Federn auf und breiten ihre Flügel und ihren Schwanz aus. Einige Arten von Papageien richten ihre Federn auf; ich habe dasselbe Manoeuvre beim Casuar gesehen, als er beim Anblick eines Ameisenfressers zornig wurde. Junge Kuckucke im Neste richten ihre Federn auf, öffnen ihre Schnäbel weit und machen sich so schrecklich als möglich.


  1. Phaeton rubricauda: Ibis, Vol. III, p. 180.
  2. Über die Strix flammea s. Audubon, Ornithological Biography, Vol. II, 1854, p. 407. Andere Fälle habe ich im Zoologischen Garten beobachtet.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Der Ausdruck der Gemüthsbewegungen bei dem Menschen und den Thieren. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1877, Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAusdruck.djvu/96&oldid=- (Version vom 31.7.2018)